Tagebuch 2020, Woche 21: Desinfektion

Mit der Metallkiste durch den Sprühtunnel in den Anden: Pinguili, ein kleines Dorf in Zentralecuador setzt seit Monaten darauf, die Fahrzeuge bei der Ortseinfahrt zu desinfizieren, September 2020. – BILD: mutantia.ch

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28. September bis 4. Oktober – Desinfektion

 

Jedes Land tut, was es für richtig hält – auch wenn die Massnahmen in Bezug auf Covid-19 teils absurde Dimensionen angenommen haben. In Thailand beispielsweise spielen die Kinder in einem ein Quadratmeter grossen Zelt aus durchsichtigem Plastik. In Europa werden derzeit via Notverordnungen hunderttausende Menschen geimpft, als ob damit ein Grundbedürfnis gedeckt werden müsste, und in Ecuador spritzen sie sich nichts in die Arme, dafür auf ihre Autos. Auch da ist die Hoffnung (oder ist‘s eine Illusion?) dieselbe: sich vor dem Virus zu schützen.

Wir haben in den vergangenen Wochen Bilder aus verschiedenen Teilen des Andenstaates gesammelt, aus Baños in der Provinz Tungurahua, über Tumbaco in Pichincha und Latacunga in Cotopaxi bis nach Cayambe in Imbabura. Wir sassen in Taxis und Bussen, standen am Eingang von öffentlichen Transportmitteln und assen in Restaurants, wo das Besteck in mit heissem Wasser gefüllten Bechern serviert wurde. Die Collage zum Jahresende beweist vor allem eins: Aktionismus beruhigt.

Gerne würde man sagen: hübsche Satire! Das Problem ist nur: Das alles findet real statt und hat in den Nachrichten seit bald einem Jahr seinen Stammplatz, auch hier in Ecuador. Wenn weinen nicht mehr hilft, beginnt man eben zu lachen. In diesem Sinne wünschen wir viel Vergnügen!

 

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Darf nicht fehlen: der Alkoholspray im Bus. Bei manchen scheint sich ein gewisses Zwangsverhalten eingeschlichen zu haben. Sie sprühen sich den Alkohol nämlich nicht nur auf Hände und Münzen, sondern desinfizieren vor dem Hinsetzen immer auch Sitz und Lehne. Die negativen Folgen für den PH-Wert der Haut werden sich wohl erst später zeigen, Cumbaya im Dezember 2020. – BILD: mutantia.ch

Essen mit Abstand: In einzelnen Restaurants wurden Tische entfernt, doch in den meisten, wie hier am Busbahnhof in Cayambe (Imbabura), haben die BesitzerInnen markiert, wo nicht gesessen werden darf. Man achte auf den milchigen Plastikbecher und das dort stehende Besteck. Dieser ist mit heissem Wasser gefüllt worden, um ja alle dort lebenden Viren abzutöten, Dezember 2020. – BILD: mutantia.ch 

Auch die Menschen werden weiterhin besprüht, inzwischen immerhin oft freiwillig: Nicht so bei der Basilika-Kirche im Touristenort Baños (Tungurahua), wo nur reinkommt, wer durch den Sprühtunnel geht. Das betrifft auch Kinder, September 2020. – BILD: mutantia.ch

Eine extreme Form des Desinfizierens: In einem lokalen Bus zwischen Latacunga und Pujili (Cotopaxi) wird die Ladefläche für Menschen vor der Abfahrt richtiggehend ausgeräuchert, auch hier mit einem Desinfektionsmittel. Man achte auf den Mann links im Bild, dem der Gestank offensichtlich nichts ausmacht, Oktober 2020. – BILD: mutantia.ch

Testen mit US-amerikanischem Gütesiegel: Dieses Plakat im Zentrum von Quito wirbt für den Covid-19-Schnelltest und verspricht den Probanden, dass sie ausser dem Ergebnis auch noch ein kleines Geschenk erhalten werden, Dezember 2020. – BILD: mutantia.ch

Eines von vielen Lokalen in Ecuadors Hauptstadt, die auf Grund der Krise ihre Segel streichen mussten: Wo bis vor ein paar Monaten noch eine holländische Fussballbar Gäste aus der ganzen Welt angezogen hatte, werden heute aus China importierte Gesichtsmasken verkauft, November 2020. – BILD: mutantia.ch

Desinfektion, Maske und Helm sind für diesen Supermarkt-Mitarbeiter in Tumbaco Pflicht: Bevor der nächste Kunde sein Eingekauftes aufs Fliessband legen kann, wird dieses mit einer Alkoholmischung desinifiziert. Ausserdem wird sämtlichen Kunden vor Betreten des Lokales die Temperatur genommen und aus dem Dispenser Alkohol für die Hände angeboten, Dezember 2020. – BILD: mutantia.ch

Und noch eine kreative Variante, um das Virus fernzuhalten: Diese Taxifahrerin hat sich für 200 Dollar (!) eine eigene Desinfektionsanlage für die Rücksitze ihres Wagens einrichten lassen. Nebst dem Spray für den Klienten (siehe Mitte) wird nach Abladen der Person ein Knopf gedrückt, und der hintere Teil des Wagens grosszügig mit Alkohol besprüht, Dezember 2020. – BILD: mutantia.ch

Das Fieber wird am Kopf gemessen: Die Mitarbeiter dieser privaten Sicherheitsfirma lassen keinen Kunden zum Bus, ohne diesem vorher die Temperatur genommen zu haben. Die vorgeschriebenen zwei Meter Distanz zwischen den einzelnen Personen im Bus kann dann freilich nicht eingehalten werden, vor allem nicht zu Stosszeiten. – BILD: mutantia.ch

Findet auch in ecuadorianischen Medien kaum Beachtung: alternative Methoden zur Herstellung von hauseigenen Desinfektionsmitteln. Gerade bei indigenen Völkern, wie hier jenes der Cayambi (Imbabura), wird Covid-19 mit eigenen Pflanzen behandelt, sowohl präventiv als auch zur Behandlung von Infizierten – nicht zuletzt auch aus Kostengründen, Dezember 2020. – BILD: mutantia.ch