Der schwedische Programmierer Ola Bini sitzt seit dem 11. April in einem ecuadorianischen Gefängnis. Eines der Argumente der Staatsanwaltschaft: verdächtige Arbeitswerkzeuge und Bücher. Das kürzliche Urteil eines Provinzgerichts, Bini weiterhin festzuhalten, ist ein Angriff auf die Meinungsfreiheit. Deshalb fordern wir die mutantia.ch-LeserInnen auf: Zeigt uns Eure Bücher!
Quito – Gemäss Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte hat seit 1948 jedeR das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäusserung. Dasselbe gilt für die Suche und den Erhalt von Informationen, sowie dessen Verbreitung über etwelche Kanäle. In Ecuador allerdings kann das Lesen bestimmter Bücher, die Bewunderung bestimmter Personen oder die Verwendung bestimmter elektronischer Geräte dazu führen, dass eine Person eines Verbrechens verdächtigt wird und in Untersuchungshaft genommen wird.
So wurde im Jahr 2012 eine Gruppe junger Menschen namens Die 10 von Luluncoto während einer Versammlung in Quito verhaftet. Die Staatsanwaltschaft hat ein Gerichtsverfahren wegen „Terrorismus, Subversion und Sabotage“ eingeleitet. Als Beweise wurden unter anderem Bücher von Che Guevara, Musik von Jaime Guevara und Computer mit Text- und PDF-Dateien erwähnt.
Sieben Jahre später haben wir ein ähnliches Szenario: Software-Entwickler und Internetaktivist Ola Bini aus dem schwedischen Göteburg, der seit sechs Jahren in Ecuador lebt, wird ohne genaue Begründung von der Polizei verhaftet. Als Argument wird eine Freundschaft zu Wikileaks-Gründer Julian Assange ins Feld geführt, dem wenige Stunden zuvor das politische Asyl in der ecuadorianischen Botschaft in London entzogen wurde. Ausserdem erwähnt Innenministerin María Paula Romo an einer Pressekonferenz zwei russische Hacker und dass man nicht erlauben werde, dass sich Ecuador „zu einem Zentrum der Internet-Piraterie“ entwickle. Schliesslich findet die Polizei im Haus von Bini eine Reihe elektronischer Geräte und englischsprachige Bücher mit Titeln wie „Privacy Lost“, „The Hackers playbook“ oder „Snowden“. Fazit: Ola Bini ist ein Hacker und hat verdächtige Verbindungen zu Wikileaks. Was ihm genau vorgeworfen wird, ist allerdings bis heute unklar.
Wir von mutantia.ch mit Sitz in Quito sind besorgt darüber, dass das Recht auf freie Meinungsäusserung sowie das Recht auf Recherche und den Erhalt von Informationen in Ecuador unter Strafe gestellt wird. Das Lesen bestimmter Bücher und die Verwendung elektronischer Geräte sind kein Verbrechen. Deshalb rufen wir unsere LeserInnen, egal wo auf dem Planeten, dazu auf, uns Fotos von ihren Büchern zu schicken – am besten solche, die zu früheren Zeiten als verdächtig galten, etwa in Europa. Sende Dein Foto an: redaktion.mutantia@gmail.com oder an eines unserer Netzwerke: Facebook, Twitter oder Instagram. Wir werden die Bilder innert 24 Stunden auf unserer Website veröffentlichen.
Wir sind überzeugt, dass nicht Bücher eine Gefahr darstellen, sondern jene Kräfte, die diese verbieten wollen. Leisten wir deshalb einen Beitrag zur Verteidigung von Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.