„Halte dich fern von unseren Einrichtungen!“

Bei einer Recherche im Grenzgebiet zu Mexiko sind die US-Behörden auf einen Reporter aufmerksam geworden und ihm nachgefahren. Eine Geschichte aus Absurdistan, die sich
auch in einem billigen Hollywood-Film hätte abspielen können. 

31. Januar 2020, San Diego, USA – Der Zaun der US-Grenzschutz-Behörde ist derart dicht gewoben, dass sich nicht einmal der kleine Finger durchstecken lässt. Hinter den sechseckig geformten Drähten, die man auch aus Schweizer Schrebergärten kennt, haben die Bauarbeiter gleich noch zehendicke Eisenstangen eingehauen, senkrecht und über zwei Meter hoch. Abgerundet wird das Meisterwerk der Isolation durch drei Stacheldrahtzäune und dem Warnschild, dass es sich hier um Eigentum der Vereinigten Staaten handle und jeder, der es wage, dieses zu betreten, umgehend festgenommen werde. Der Hinweis ist auf spanisch formuliert. Auf englisch heisst es lediglich: No trespassing – kein unbefugtes Betreten.

Ich vergewissere mich, dass das Areal ohne Kameraüberwachung auskommt, und mache ein paar Bilder. Es ist der Hintereingang zur Border Patrol, der berüchtigten Grenzschutzbehörde der USA, in deren Gefängnissen Tausende MigrantInnen dahinsiechen, in der Hoffnung, auf der anderen Seite Mexikos bald ein neues Leben beginnen zu können.

Am Vortag wurde mir von Anwälten in Tijuana gesagt, dass einzelne dieser Gefängnisse unter freiem Himmel stünden und die MigrantInnen vor lauter Hitze kollabieren würden. Näher als an das hässliche Eingangstor vom Stützpunkt Imperial Beach Border Patrol im Süden von San Diego sollte ich allerdings nicht kommen.

 

Mit Taschenlampen und Hunden gegen MigrantInnen

Auf dem Rückweg zur Hauptstrasse suchte ich vergebens jemanden, der mir mehr dazu erzählen könnte – im Unwissen, dass man mich auf der anderen Seite des Zauns bereits gesehen hatte. In Tijuana hiess es, dass es hier in der Gegend drei oder vier solcher Zentren gibt. Doch in der Leon Avenue herrscht heute tote Hose, genauso wie im Tremaine Way und in der Standlake Street. Das Wohnviertel mit den schmucken Einfamilienhäusern und auffällig vielen US-Flaggen in den Vorgärten wirkt wie ein Poster einer Fernsehserie aus dem vergangenen Jahrhundert. Einzig beim Pferdehof gegenüber, dort wo das Gelände von Imperial Beach Border Patrol aufzuhören scheint, sind ein paar Pfleger daran, das Verdaute der Tiere auf eine Karette zu laden. Auch hier warnt ein Schild davor, den Ort zu betreten. (…)

 

Hauptbild: Aus der Perspektive jener, die an der mexikanischen Grenze aufgehalten werden: Der doppelte Zaun am Strand von Tijuana. Im Hintergrund die grün-weissen Autos der US-Grenzschutzbehörde, die die Gegend rund um die Uhr abfahren. Nicht zu sehen sind die dutzenden von Kameras sowie die Helikopter, die regelmässig Meer und Land absuchen. (mutantia.ch)