Als erste bedroht, als letzte versorgt: die Indigenen

Als die spanischen Eroberer einst auf dem amerikanischen Kontinent eintrafen, starben Millionen von Eingeborenen. Hauptursachen waren Krankheiten wie Pocken, Masern oder Grippe, die sich rasch ausbreiteten. Heute sind die Indigenen der Covid-19-Pandemie ausgesetzt. Und obwohl wir uns im 21. Jahrhundert befinden: die Parallelen zur Vergangenheit sind besorgniserregend.

21. Juni 2020, Quito – Seit das neuartige Corona-Virus den Weg nach Lateinamerika gefunden hatte, sprachen sich ExpertInnen und Menschenrechtsorganisationen dafür aus, so schnell als möglich konkrete Massnahmen zu ergreifen, um das Virus von den Territorien der Indigenen fernzuhalten. Sie forderten, dass Bergbau-, Erdöl- und Holzindustrie ihre Aktivitäten unterbrechen und der Transport von Arbeitern zwischen den Provinzen und Ländern sofort eingestellt werde. Denn falls nicht, könnte dies auf Grund der Verletzbarkeit der Indigenen ganze Dörfer gefährden.

Doch die Notrufe wurden nicht nur ignoriert, Teile der Industrie nutzten die fehlende staatliche Kontrolle und drangen in Orte vor, die sie sonst nicht ohne weiteres in Beschlag hätten nehmen können. Man tat so, als ob die von den Regierungen ausgerufenen Notstände für alle gälten, nur nicht für sie.

Bezeichnend für die Ignoranz und gleichzeitige Komplizenschaft zwischen Industrie und PolitikerInnen ist die 2,2 Kilometer lange Strasse, die zwischen März und Mai von der staatlichen Erdölfirma Petroamazonas Ecuador gebaut wurde. Diese verbindet Erdölplattformen im Regenwald und führt quer durch den Yasuni-Nationalpark, ein eigentlich unter Schutz stehendes Gebiet. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission hatte schon vor Jahren Massnahmen zum Schutz der indigenen Völker Tagaeri und Taromenane verhängt; diese leben im Yasuni-Park – einer der artenreichsten Orte der Welt – in freiwilliger Isolation, haben also keinen oder nur ganz wenigen Kontakt zur industriellen Lebensweise.

Inzwischen sind die verantwortlichen Ministerien, allen voran jene der Energie und Umwelt, von der staatlichen Kommission der Biodiversität vorgeladen worden. Sie sollen erklären, wie es möglich war, dass mitten in der Quarantäne eine neue Strasse durch den Regenwald gebaut werden konnte.

 

Das Dreiländereck Kolumbien-Brasilien-Peru als Epizentrum 

Währenddessen hat die Konföderation der indigenen Nationalitäten des ecuadorianischen Amazonasgebiets (Confenaie) eine Karte mit der aktuellen Situation in den von Covid-19 betroffenen Gemeinden im ecuadorianischen Amazonasbecken veröffentlicht. Danach sind mittlerweile Dutzende von der Virus-Erkrankung betroffen. Die Zusammenstellung basiert auf Schnelltests sowie auf den zuverlässigeren PCR-Tests.

Im gesamten Amazonasbecken sind bis Anfang Juni 6.000 Covid-19-Ansteckungen bestätigt worden, 550 davon mit Todesfolgen. Erhoben wurden diese Daten von der Koordinatorin der indigenen Organisationen des Amazonasbeckens (Coica), einer Dachorganisation, die die indigenen Gemeinschaften der neun Amazonasländer mit seinen rund drei Millionen EinwohnerInnen vertritt. „Bei einer solch kleinen Bevölkerungszahl könnte dies ein Ethnozid nach sich ziehen“, warnte José Gregorio Mirabal Anfang Monat während einer Online-Medienkonferenz. Der Generalkoordinator der Coica verwies auf die Verantwortung der Regierungen der Zentralstaaten und sprach von Unterlassung, Vernachlässigung sowie der strukturellen Schwäche des jeweiligen Gesundheitssystems.

Mirabal, der der comunidad Curripaco in Venezuela angehört, sagt, das Epizentrum von Covid-19 für die indigenen Völker sei Leticia. Die Kleinstadt mit 50.000 EinwohnerInnen liegt am Dreiländereck Kolumbien-Brasilien-Peru, gilt als Dreh- und Angelpunkt für den Handel aus dem Dschungel und weist derzeit die höchste Infektionsrate Kolumbiens auf: 90 Infizierte pro 10.000 Personen. Zum Vergleich: die Hauptstadt Bogota mit seinen 7,5 Millionen EinwohnerInnen und einer wesentlich höheren Bevölkerungsdichte meldet lediglich 5,5 Infektionen pro 10.000 Personen. ExpertInnen gehen davon aus, dass diese Situation darauf zurückzuführen ist, dass in den ersten Wochen der Quarantäne nach wie vor viele Menschen in Leticia zirkulierten. Die Zentralregierung beschloss erst Mitte Mai den Zugang zum Departement Amazonas und seiner Hauptstadt Leticia zu schliessen.

Der Erst-Kontakt zwischen den Waorani und der westlichen Industriegesellschaft  fand erst Mitte des vergangenen Jahrhunderts statt. Auch deshalb kann die Ausbreitung von Covid-19 fatale Folgen haben. – FOTO: (FB/Resistencia W.)

Andere Städte mit hohen Infektions- und Sterblichkeitsraten wegen Covid-19 sind Manaus in Brasilien und Iquitos in Peru. Beide liegen mitten im Dschungel und sind über den Amazonas mit Leticia verbunden. Aufgrund der mangelnden Ausstattung der Krankenhäuser und der hohen Zahl an PatientInnen sind die Gesundheitssysteme in beiden Städten mittlerweile kollabiert. Das Virus hat inzwischen auch entlegene Gemeinden erreicht – und dies, obwohl die meisten der BewohnerInnen schnell in ihre Gebiete zurückgekehrt waren und den Zugang für Aussenstehende blockiert hatten.

Carolina Gil von der Organisation Amazon Conservation Team in Bogotá sagt, dass die Bedrohung der indigenen Gemeinschaften im Amazonas-Gebiet „historisch“ sei – auch wegen des Selbstverständnisses, die Region als „Quelle des Reichtums“ zu betrachten, und sie für dessen Ausbeutung entsprechend zu erschliessen.  Der Staat sei dort ohnehin kaum zugegen, genauso wenig wie Infrastruktur, die den Bedürfnissen von Bauernfamilien oder von Indigenen gerecht werden könnten, sagt Gil. Diese Situation habe sich durch die Pandemie noch verschlimmert.

Die Ausbreitung von Covid-19 im Amazonasbecken ist hauptsächlich auf die Rohstoffindustrie zurückzuführen, also die anhaltende Zirkulation von Öltankern, Bergbauarbeitern und Holzfällern. Zumindest wird diese These von zahlreichen Organisationen getragen, und dies nicht ohne Grund. Laut Ane Alencar, der wissenschaftlichen Leiterin des Umweltforschungsinstituts für den Amazonas in Brasilien, befänden sich über 50 Prozent der in den ersten Monaten abgeholzten Wälder Brasiliens auf staatlichem Land, unmittelbar zwischen indigenen Gebieten und unter Schutz stehenden Flächen. Die Flächen – im selben Zeitraum 2019 waren es noch 38 Prozent – sind in erster Linie für die Viehzucht bestimmt. Die Folgen: zunehmende Verschmutzung der lokalen Wasserquellen, Übergriffe auf indigene Gebiete und, ähnlich wie in Kolumbien, die Tötung indigener Führer durch bewaffnete Gruppen, die sich diese Ländereien unter den Nagel reissen wollen. Im Falle Brasiliens wird die gesundheitliche Krisensituation dazu genutzt, staatliches Land in Anspruch zu nehmen und damit Geld zu verdienen, sagte Alencar gegenüber dem britischen Nachrichtensender BBC.

 

Eugenio Espejo (1747-1795) brachte einen zentralen Aspekt ins Spiel,
der auch während der aktuellen Epidemie eine wichtige Rolle spielt, jedoch
nach wie vor kaum Beachtung findet: die sozioökonomischen Bedingungen
und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit der BürgerInnen.

 

Die aktuelle Pandemie ist nicht die erste, von der die Indigenen Lateinamerikas getroffen werden. In vergangenen Jahrhunderten waren es jene, die durch Pocken-, Masern- und Grippeviren ausgelöst wurden. Auch damals verfügten die Einheimischen kaum über Antikörper und erlagen dem Virus in hoher Zahl. Der chilenische Spezialist für Infektionskrankheiten, Alexis Diomedi Pacheco, stellte zu Beginn dieses Jahrhunderts fest, dass die Pocken als Waffe eingesetzt wurden, „um biologische Kriegsführung gegen die amerikanischen Indianer zu betreiben, was auf lange Sicht die grösste Bevölkerungskatastrophe bedeutete, die Amerika in seiner gesamten Geschichte je erlebt hatte“.

In der Zeitschrift Revista chilena de infectología schrieb er damals, dass die Bevölkerungszahl in Mexiko bei Ankunft der Europäer im Jahre 1518 bei etwa 25 Millionen Personen lag, sich jedoch zehn Jahre später auf 16,6 Millionen reduziert hatte und 1568 nur noch drei Millionen betrug. Ein Jahrhundert nach Ankunft der Europäer wurden gerade mal noch 1,6 Millionen Einheimische gezählt.

Ähnlich die Situation in den Andengebieten Südamerikas: Diomedi Pacheco spricht von einer ursprünglichen Bevölkerung von fast zwanzig Millionen Menschen, die im heutigen Peru, dem alten Reich der Inkas oder Tahuantinsuyu, mit Zentrum in Cusco, lebten. Der Infektionsexperte ist überzeugt, dass die Tötung der Ureinwohner durch Viren Teil einer Strategie war. Experten gehen davon aus, dass seit der Ankunft Kolumbus 95 Prozent der Ureinwohner verschwunden sind. Diomedi Pacheo zitiert aus Original-Dokumenten der Eroberer einen Dialog zweier Soldaten der britischen Krone: Könnte man nicht Pocken an diese verärgerten Indianerstämme schicken?, lautete die Frage einer der Uniformierten, worauf der andere geantwortet haben soll: Ich werde versuchen, sie in ein paar ihrer Decken zu inokulieren, wobei ich darauf achten werde, mich nicht selbst anzustecken.

 

Die Doktrin der katholischen Kirche

Allerdings teilen nicht alle WissenschaftlerInnen die Meinung, dass die Europäer auf ihren Feldzügen durch Amerika bewusst Viren eingesetzt hatten. Fernando Operé zum Beispiel, ein spanischer Historiker und Professor für Literatur und Kultur an der Universität von Virginia, schrieb vor ein paar Jahren in einem Artikel für eine Zeitschrift spanischer AkademikerInnen in den USA, dass die Kolonialisten zu jener Zeit die Mechanismen von Infektionskrankheiten und Fragen der Immunität noch gar nicht verstanden hätten. „Von Seiten der Spanier gab es keinen Versuch, diese Tragödie zu produzieren. Die Spanier wollten die Hilfe der Einheimischen für die Kolonisierung, nicht ihren Massenmord.“

Ähnlicher Ansicht ist Germán Rodas, Medizinhistoriker und Professor an der Andenuniversität Simón Bolívar in Quito. Auch er hält nichts von der Theorie der biologischen Kriegsführung der Spanier. Allerdings sagt er, dass es den europäischen Eroberern egal gewesen sei, ob die EinwohnerInnen starben oder nicht. „Krankheiten wie Pocken gelangten nicht einfach so in den menschlichen Körper, sondern weil diese Menschen nicht richtig ernährt und unmenschlich behandelt wurden.“ Jene, die sich damals um die Kranken kümmerten, waren die katholischen Priester. Sie verbreiteten die Idee, wonach Krankheiten eine Strafe Gottes seien, und baten auf Pilgermärschen durch Quito, dass diese höhere Macht sie heilen möge.

Während den Wochen der Covid-19-Pandemie verliessen viele Ärzte des ecuadorianischen Gesundheitsministeriums die indigenen Gemeinden, um Patienten in Städten wie Guayaquil zu behandeln: Covid-19-Test in der indigenen Gemeinde Union de base in der Provinz Pastaza im Amazonasgebiet. – FOTO: Confeniae/Lanceros Digitales

Die Person, die sich dieser Doktrin bereits im 18. Jahrhunderts widersetzt hatte, war ein junger Arzt, dessen Name heute in mehreren Strassen, auf Plätzen und in Spitälern Ecuadors zu finden ist: Eugenio Espejo (1747-1795). Zehn Jahre vor seinem Tod bat ihn der Präsident des königlichen Hofes von Quito, die Situation der Pocken zu analysieren, ein Virus, das sich damals schnell ausbreitete. Und Espejo, der Sohn eines indigenen Vaters und einer Mutter afrikanischer Abstammung, schrieb in seinen Reflexionen über die Pocken, dass die Krankheit vor allem wegen des Mangels an sauberem Wasser und Nahrung sowie wegen mangelnder hygienischer Grundversorgung fortschreite. „Diese Beobachtung bedeutete einen qualitativen Sprung in Gesundheitsfragen, nicht nur für Quito“, betont Historiker Rodas. „Durch diese Haltung brach Espejo mit der vorherrschenden Auffassung von Krankheit und Gesundheit.“ Mit anderen Worten: Er brachte einen zentralen Aspekt ins Spiel, der auch während der aktuellen Epidemie eine wichtige Rolle spielt, jedoch nach wie vor kaum Beachtung findet: die sozioökonomischen Bedingungen und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit der BürgerInnen.

Freilich hatte diese kritische Lektüre den Ärzten des königlichen Hofs von Quito nicht gefallen. Sie verlangten von Eugenio Espejo eine Änderung seiner Schrift. Doch dieser bestand auf seiner Version, was Verfolgung und Gefängsnisaufenthalte nach sich zog.

 

Die Privilegien der StadtbewohnerInnen

Germán Rodas vermeidet Vergleiche zwischen den verschiedenen Epidemien, die im Laufe der Geschichte Lateinamerika heimgesucht hatten – auch weil das Wissen über Krankheiten sowie die Gesundheitssysteme aus unterschiedlichsten Epochen stammen. Parallelen zur gegenwärtigen Situation hat aber auch er festgestellt, etwa die Abwesenheit oder die Vernachlässigung durch die zuständigen Behörden. „Nicht alle Orte in Ecuador haben ein gutes Gesundheitssystem“, stellt Rodas fest. Die Gesundheitsversorgung konzentriere sich auf die Mestizen, die in den Grossstädten lebten, also die grosse Mehrheit der Bevölkerung. „Doch der Staat ist verpflichtet, sich um alle seine BürgerInnen zu kümmern und eine kulturell angemessene medizinische Versorgung zu berücksichtigen“, sagt Rodas. „Die diesbezügliche Abwesenheit in den indigenen Gebieten beunruhigt mich, sowohl als Historiker als auch als Mensch.“

Tatsächlich hat seit Beginn des Ausnahmezustands Mitte März keine der ecuadorianischen Regierungsbehörden wirksame Massnahmen ergriffen. Auch deshalb haben indigene Völker, der nationale Ombudsmann Ecuadors sowie die Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IAKMR) während der vergangenen Wochen darauf gepocht, dass die Rechte der Indigenen verteidigt werden. Es sind Instanzen, die es vor fünfhundert Jahren noch nicht gegeben hatte.

 

Nicht einmal der zuständige Sekretär für indigene Völker, Nationalitäten und soziale Bewegungen wusste auf die Vorwürfe der Waoranis zu reagieren, und schob die Schuld für die Ansteckung mit Covid-19 den Indigenen selber zu.

 

Zu erwähnen sind in erster Linie die VertreterInnen der Waorani, also jene Indigene, die unter anderem im Yasuni-Nationalpark leben. Unterstützt von Menschenrechts- und Kirchenorganisationen aus den Städten fordern sie von verschiedene RegierungsvertreterInnen, darunter auch von Präsident Lenin Moreno sowie seinem Vize Otto Sonnenholzner, sofortige Schutzmassnahmen. Im Papier heisst es, dass das Unterlassen von Hilfeleistungen seitens der staatlichen Behörden die Indigenen des Amazonas-Beckens der Gefahr einer möglichen Ansteckung durch Covid-19 aussetze und dies ihre physische Zerstörung zur Folge haben könnte. Es sei bekannt, dass genannte Völker nicht auf Krankheiten der Mehrheitsgesellschaft vorbereitet seien und dies auf Grund ihrer fehlenden Abwehrkräfte zu ihrem Aussterben beitragen könne.

 

Die Rechtfertigungsversuche der Regierung 

Um die Verletzlichkeit der Waoranis – derzeit etwa 5.000 Personen – zu verstehen, erinnert die Anwältin der ökumenischen Menschenrechtskommission, María Fernanda Poveda, daran, dass der Erstkontakt zu dieser comunidad erst in den 1950er Jahren stattgefunden hatte, also vor nicht all zu langer Zeit. Daher könne die Ausbreitung des Virus auf ihrem Territorium hochgradig tödlich sein, zumal es vor allem ältere Menschen treffe und die Waoranis möglicherweise mit Völkern in Kontakt kämen, die weiterhin in freiwilliger Isolation lebten, wie etwa die Tagaeri und Taromenane.

Längst hat die IAKMR ihre Besorgnis über die Bedrohung der indigenen Völker durch Covid-19 ausgedrückt. Sie forderte die Länder des Amazonasbeckens auf, die indigenen Völker vor möglicher Ansteckung zu schützen, „ihr angestammtes Wissen, ihre Heilpraktiken und ihre traditionelle Medizin aus einer interkulturellen Perspektive zu betrachten“ und entsprechend zu berücksichtigen. Sollte der ecuadorianische Staat nicht darauf eingehen, werden sowohl Menschenrechtsorganisationen als auch der nationalen Ombudsmann Beschwerde bei der IAKMR einreichen.

Seitens der Regierung gibt man sich indes nonchalant bis desinteressiert. Nicht einmal der zuständige Sekretär für indigene Völker, Nationalitäten und soziale Bewegungen, Luis Maldonado Ruiz, wusste auf die Vorwürfe der Waoranis zu reagieren, und schob die Schuld für die Ansteckung mit Covid-19 den Indigenen selber zu. Sie hätten durch das Nicht-Einhalten der Sicherheitsvorschriften und dem bewussten Umgehen von Kontrollpunkten die Krankheit selber in ihre Territorien getragen, sagte er vergangene Woche in einem Interview mit mutantia.ch. Ähnliches ist aus anderen indigenen Gemeinden des Landes zu hören – allerdings aus Gründen des nackten Überlebens. So fuhren während der Quarantäne diverse Familien aus der indigenen Gemeinde Sarayaku im südlichen Amazonasbecken in die Stadt, um dort staatliche Sozialbeiträge zu beziehen, die sie sonst nicht erhalten hätten. Der Präsident von Sarayku vermutet, dass auf diesen Reisen das Virus eingeschleppt wurde.

Gleichzeitig hat die Rohstoffindustrie, allen voran der Erdöl-Sektor, keine Pause eingelegt. Von irgendwoher müssten schliesslich die finanziellen Mittel kommen, um die Pandemie bekämpfen zu können, rechtfertigt sich Luis Maldonado im Gespräch. Zum Bau der Strasse quer durch den Yasuni-Nationalpark hingegen, hält er sich zurück. Es werde derzeit untersucht, ob der Bau dieser Strasse legal oder illegal gewesen sei. Gemäss seinen Informationen verlaufe die Strasse nicht durch geschütztes Gebiet.

 

Text: Ela Zambrano, Kimberley Brown und Romano Paganini

Korrektur: Vicky Novillo Rameix und Katharina Hohenstein

Hauptbild: Fordern von verschiedene RegierungsvertreterInnen, darunter auch Präsident Lenin Moreno sowie sein Vize Otto Sonnenholzner, sofortige Schutzmassnahmen: die indigenen Gemeinde Waorani, die unter anderem im Yasuni-Nationalpark lebt. (Facebook/Resistencia Waorani)

 

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