Tagebuch 2020, Woche 29: Fest – Konzernverantwortungsinitiative

Der Charme der kommunistischen Partei mitten in Ecuadors Hauptstadt: Das Schaufenster vor der chinesischen Botschaft in Quito, zwischen Leere und Traumwelten, Dezember 2020. – BILD: mutantia.ch 

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23. November – Fest

 

Am Samstag hatten wir ein wunderbares Konzert mit Musikern, deren Namen ich aus Sicherheitsgründen nicht nennen möchte. Es wurde gelacht, umarmt, geküsst, die Masken in die Taschen versorgt und getrunken. Obwohl die Show eigentlich kurz nach 15 Uhr zu Ende war, blieben die Leute bis spät in die Nacht. Das Bedürfnis nach menschlichem Kontakt war riesig, grösser jedenfalls als die Angst. Und das alleine hat uns allen gut getan. Ob auch alle weiterhin gesund sind, werden wir in ein paar Tagen wissen.

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30. November – Konzernverantwortungsinitiative

 

Die Kinder im Kongo dürften nichts von der Abstimmung in der Schweiz mitbekommen haben. Sie dürften weiterhin irgendwo in einer Plantage oder in einer Mine schuften, und abends, nach getaner Arbeit ihre beim Schneiden oder Schürfen eingefangenen Wunden mit verschmutztem Wasser auswaschen. Vielleicht werden sie dort, wo sie jetzt sind, bleiben. Ein Leben lang. Sie werden für Firmen und Konsumenten aus dem globalen Norden ihre Kindheit opfern, und möglicherweise auch der Rest ihres Lebens. Und dann werden sie jung sterben, mit vierzig vielleicht oder wenn’s gut kommt mit fünfzig.

In Ländern wie der Schweiz wird ihnen niemand nachtrauern. Zu hart sind die Herzen jener geworden, die sie seit Jahrhunderten ausbeuten. Man kann nicht erwarten, dass sich dies ändert, solange die Kultur einer Gesellschaft auf der Unterdrückung einer anderen basiert. Machen wir uns nichts vor: Uns ist der Status Quo wichtiger als die Menschenrechte. Er war uns immer schon wichtiger. Etwas anderes zu behaupten wäre ein Hohn auf die Leben all jener, die sich täglich abrackern, um unseren hohen Lebensstandard zu ermöglichen.

 

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