Tagebuch 2020, Woche 12: Gewächshaus
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27. Juli bis 2. August – Gewächshaus
Heute gibts keine Tagebuch-Einträge, dafür Fotos von unserem Wochenwerk: der Bau eines invernaderos, eines Gewächshauses. Dieses steht auf dem Grundstück von Marie-Theres Freiermuth aus Zeiningen im Kanton Aargau, die seit Mitte der 1990er Jahre in Ecuador lebt. Mare, wie sie hier alle nennen, hat das aus alten Holzpaletten und Lehm bestehende Häuschen mit Plastikdach innert einer Woche aus dem Boden gestampft, zusammen mit Nachbarn, Freunden und Unbekannten (die im Laufe der Woche zu amigos wurden). Das meiste Material ist Recycling-Ware. Lediglich die Holzpaletten, der Plastik, die Nägel und Schrauben sowie der Draht musste gekauft werden. Entsprechend tief konnte Mare die Kosten halten. Der invernadero kostete umgerechnet nicht einmal 150 Franken. Entscheiden waren all die Hände, die im Laufe der Woche mitangepackt haben. Ohne die sogenannte minga, die freiwillige kommunale Arbeit, wäre es nicht möglich gewesen. Als Entschädigung gabs jeweils ein gutes Mittagessen, noch besseren Kaffee und die Gewissheit für sämtliche mingeros, dass auch ihnen bei Bedarf geholfen wird. Wie sonst, wenn nicht über die reicprocidad, also die Wechselseitigkeit, wollen wir unsere Gesellschaft umbauen?
Die Fotos stammen von Marie-Theres Freiermuth und Santiago Troppoli.
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