Die Bananenproduktion in Ecuador findet unter widrigsten Bedingungen statt.
Einer der Akteure: Chiquita mit Sitz in der Romandie. Würde die Konzern-Initiative etwas daran ändern?
Quevedo, Ecuador. – „Chiquita ist egal, ob die Arbeiter auf den Plantagen einen Arbeitsvertrag haben oder nicht. Auch die Einhaltung der Umweltstandarts spielt keine Rolle. Was Chiquita interessiert, ist die Produktion.“ Das sagt uns ein langjähriger Chiquita-Lieferant aus Quevedo, dem Zentrum der ecuadorianischen Bananenproduktion. Deshalb verzichte Chiquita bewusst auf eigene Produktionsanlagen, „meines Wissens gibt es im ganzen Land nur eine“. Die Firma wolle sich in Sachen Arbeitsbedingungen nicht die Finger verbrennen, sagt der Mann. „Die Verantwortung liegt beim Lieferanten. Dieser entscheidet, ob er sich an die Regeln hält oder nicht.“
Chiquita lagert die Verantwortung also aus. Das ist nicht unüblich im Handel mit Agrarrohstoffen. Die grossen Exporteure lassen die lokalen Bauern und Lieferanten zu teils üblen Bedingungen schuften und waschen ihre Hände in Unschuld. Genau das will die Konzernverantwortungsinitiativ
Entlassungen und Morddrohungen
Was Parlamentarier und Industrie in der Schweiz nervös werden lässt, löst bei Jorge Acosta am anderen Ende der Welt Hoffnungen aus. „Für uns wäre die Kontrolle der Firmen aus der Schweiz eine enorme Hilfe,“ sagt der Präsident der ecuadorianischen Bananengewerkschaft ASTAC. „Wir leben in einer globalisierten Welt, da müssen wir auch den Kampf für unsere Rechte globalisieren.“
In der ecuadorianischen Agrarindustrie sieht es diesbezüglich düster aus, allen voran in der Bananenproduktion. Zwölf-Stunden-Schichten, Hungerlöhne und Plantagenarbeiter ohne Vertrag gehören zur Tagesordnung. Wer seine Rechte trotzdem einfordert, muss mit Entlassung rechnen. Mehrere dutzend Arbeiter, gemäss Acosta auch von langjährigen Chiquita-Lieferanten, haben so in den vergangenen Monaten ihren Job verloren. Der Gewerkschafter selbst erhielt 2018 sogar Morddrohungen. (…)