Der kubanische Alltag zu Beginn einer neuen Dekade

61 Jahre kubanische Revolution: Alejandro Ramírez Anderson hat einen Grossteil seines Lebens in Kuba verbracht. Die Fotoreportage des Fotografen und Dokumentarfilmers zeigt die Komplexität des Alltags auf der Karibik-Insel – insbesondere, wenn es ums Geld geht. 

21. Januar 2020 – Havanna, Kuba – Kuba hat das 61-jährige Jubiläum der sozialistischen Revolution am 1. Januar 2020 inmitten vielschichtiger Schwierigkeiten begangen. Sinnbildlich dafür steht der Versuch, die Währung zu vereinheitlichen. Denn im Moment lässt sich auf Kuba sowohl mit dem Cup bezahlen (für Einheimische), als auch mit dem Cuc (vorwiegend für TouristInnen). Und auch der US-Dollar wird auf den kubanischen Märkten eingesetzt, etwa zum Erwerb bestimmter Elektronikartikel.

Währenddessen ist die Regierung um Miguel Díaz-Canel (seit 2018) daran, weiter in den Tourismus zu investieren, nicht zuletzt wegen der politischen Entwicklung in anderen lateinamerikanischen Ländern und der damit verbundenen Rückkehr tausender kubanischer ÄrztInnen. Jahrzehntelang haben diese im Ausland ihr Geld verdient, jedoch einen ordentlichen Teil an den kubanischen Staat abtreten müssen. Dieser wiederum hat das Kapital in das Gesundheitssystem investiert, wodurch sich die Menschen in Kuba trotz aller Schwierigkeiten – etwa veraltete Infrastruktur und Maschinen – nach wie vor kostenlos behandeln lassen können. Da inzwischen aber in Brasilien ein ultrarechter Präsident an der Macht ist und in Ecuador ein der USA freundlich gesinnter, sind die ÄrztInnen von der kubanischen Regierung abgezogen worden, wie in Brasilien, in Ecuador wurden ihren Verträge nicht erneuert. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Einnahmen des kubanischen Staates, denn die MedizinerInnen machten einen wesentlichen Teil des Bruttoinlandsproduktes aus. Im Falle Ecuadors galten die Verträge seit 1992 …

Wie anderswo auf dem Kontinent sind auch die BewohnerInnen Kubas längst auf die Dollar- oder Euroüberweisungen von Freunden und Verwandten in den USA oder Europa angewiesen. Gleichzeitig halten sich viele durch Gelegenheitsjobs über Wasser oder versuchen durch den invento irgendwie zu Geld zu kommen, also durch irgendeine Erfindung, die sich verkaufen lässt.

 

Hauptbild: Das neue Jahrzehnt hat in Kuba begonnen, wie das alte aufgehört hat: bescheiden. Ein Restaurant in der Innenstadt von Havanna, das den 61. Jahrestag der Revolution von 1959 feiert.

Wandgemälde zu den Comités de Defensa de la Revolución, die Komitees zur Verteidigung der Revolution:
In den 1960er Jahren waren diese Komitees für die Sicherheit in den verschiedenen Stadtvierteln verantwortlich. Amargura-Strasse in der Altstadt von Havanna.

Seit Mitte der 1970er Jahre hatte Kuba nur drei Präsidenten: Fidel Castro (1976-2008), sein Bruder Raul Castro
(2009-2017) und Miguel Díaz Canel (seit 2018). Doch in keinem dieser drei Mandate konnte ein mehr oder weniger funktionierendes System des öffentlichen Verkehrs aufgebaut werden