Tagebuch 2020, Woche 25: Debatte – Immunsystem

Weggewiesen von der Polizei: Nicht nur in Quito gehen die staatlichen Sicherheitskräfte äusserst brutal gegen StrassenverkäuferInnen vor. Es ist eine Form der Einschüchterung. Denn auch die Regierung weiss, dass der informelle Verkauf ein Spiegel der fehlenden Chancen für grosse Teile der Bevölkerung ist. Und da seit März 2020 die Schulen zu sind, bieten Familien immer öfter ihre eigenen Kinder auf.  – BILD: mutantia.ch

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28. Oktober – Debatte

 

Für viele Menschen ist es inzwischen unvorstellbar geworden, ohne Maske auf die Strasse zu gehen – in Ecuador schon seit März, in Europa seit diesen Wochen. Manche fühlen sich sogar nackt ohne Maske, und ich frage mich, wie es so schnell so weit hat kommen können. Sachlich diskutieren ist heute fast nicht mehr möglich, und wer Fragen zu den verordneten Massnahmen stellt, wird schnell als „Corona-Skeptiker“ gebrandmarkt und stigmatisiert. Ja, hoffentlich gibt es noch Menschen mit einer gewissen Skepsis, die Dinge hinterfragen und damit auch die staatliche verordneten Massnahmen!

Wir tun gut daran, weiter zu debattieren und auch jenen Argumenten Raum zu geben, die für Kontroversen sorgen. Gerade weil sie Diskussionen auslösen, sollten wir offen für sie sein. Denn wenn Regierungen – egal ob im März oder heute oder in Zukunft – unsere Freiheiten massiv einschränken, dann muss debattiert werden, und zwar nicht nur im Parlament. Dann können, ja dann dürfen wir uns als vermeintliche VerfechterInnen einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung nicht aus der Öffentlichkeit zurückziehen und das Feld der Entscheidungen ein paar wenigen Menschen überlassen. Das wäre eine Bankrotterklärung für unsere Demokratie. Denn ohne kritische Auseinandersetzung mit dem Anderen und dem Geschehen gibt‘s keine Debatte, und ohne Debatte gibt‘s keine Demokratie.

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1. November – Immunsystem

 

Wie wäre es, wenn wir uns andere Zahlen zu Gemüte führen würden, etwa jene der PatientInnen, die sich von Covid-19 erholt haben? Über die Toten, die möglichen Folgeschäden und die Infektionszahlen ist ja schon viel berichtet worden. Aber mehr als Panik, Verunsicherung und zusätzliche Einschränkungen haben sie nicht generiert. Wenn ich hingegen lese, dass der Krankheitsverlauf bei 80 Prozent der Infizierten ohne Symptome verläuft und bei den restlichen 20 Prozent ein sehr kleiner Teil davon schwere Folgeschäden nach sich trägt oder stirbt – bei der Mehrheit notabene mit Vorerkrankungen – dann ändert sich nicht nur die Wahrnehmung, sondern es stärkt auch das Immunsystem.

Dass sich so ein Detail positiv auf unsere Gesundheit auswirken kann, scheinen wir vergessen zu haben. Stattdessen dröhnt man sich in Ländern wie die Schweiz mit den immer selben Zahlen aus der immer selben Perspektive zu und die Massenmedien – leider auch sogenannte Qualitätsmedien wie etwa das Echo der Zeit – machen da munter mit. Information? Ja, aber zu welchem Zweck? Wir leben in Zeiten einer Pandemie. Da kann davon ausgegangen werden, dass die Zahlen bis auf weiteres steigen. Die Angst hat sich installiert, wohl schon lange vor der Pandemie. Sonst würden wir anders mit der aktuellen Situation umgehen: weniger hysterisch, gelassener, reifer. Und wir würden uns pragmatisch damit auseinandersetzen, die Gefährdeten besser zu schützen und uns auf jene Dinge in unserem Körper konzentrieren, die funktionieren und die uns gegen eine allfällige Infektion schützen.

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