Kommentar zur Fussball-WM der Frauen

Spielaufbau mit Köpfchen

Grosse Sportveranstaltungen bedeuten viel Aufmerksamkeit. Die Fussballerinnen nutzen diese derzeit geschickt, um ihre Anliegen anzubringen – und beweisen Bodenhaftung. 

1. Juli 2019 – San Diego, USA. – Die Herren Ronaldo, Messi und Neymar kommen von einem anderen Stern. Alle drei sind fussballerisch überdurchschnittlich gut, verdienen frech viel Geld und sind bekannt wie nur wenige Menschen. Schon früh wurden sie in den Fussball-Zirkus eingeführt, standen spätestens ab zwölf Jahren unter Dauerbeobachtung und lebten seither in einer für sie designten Welt. Es ist die Welt der Stars, des Ruhmes und des Geldes. Es ist die Welt, die mit dem Alltag jener Menschen, die sie bei der Arbeit bestaunen und beklatschen, wenig bis nichts zu tun hat. Von einem anderen Stern eben …

Bei Pernille Harder, Megan Rapinoe und Ada Hegerberg ist dies anders. Wer diese Frauen sind? Nun, sie sind die Crème-de-la-Crème des Frauenfussballs und gehören (oder gehörten) in der Nationalmannschaft ihres Landes zu den Leistungsträgerinnen. Allerdings sind sie im Gegensatz zu ihren männlichen Pendants weder bekannt noch verdienen sie derart viel Geld. Die Spielerinnen der Frauenfussball-WM, die diese Woche in Frankreich zu Ende geht, reisen zum Beispiel mit dem Zug von Spielort zu Spielort. Auch deshalb verfügen sie über eine Charaktereigenschaft, die bei den Männern längstens verloren gegangen ist: Bodenhaftung. Sie haben quasi aus der Not, nämlich als Frau in einer von Männern dominierten Welt aufgewachsen zu sein, eine Tugend gemacht, sowohl als Individuen als auch als Gruppe.  

Lohngleichheit im Nationalteam

So waren alle drei mit von der Partie, als ihr jeweiliges Nationalteam für die Länderspiele Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern verlangten: Harder für Dänemark, Rapinoe für die USA und Hegerberg für Norwegen. Das Vorgehen der Letztgenannten hatte dabei für besonderes Aufsehen gesorgt. Denn Ada Hegerberg, vergangenes Jahr als erste Frau mit dem Ballon d’Or ausgezeichnet, hatte 2017 den Rücktritt aus dem norwegischen Nationalteam bekanntgegeben – und zwar aus Protest. Frauen würden vom norwegischen Fussballverband nicht gerecht behandelt, will heissen: nicht gleich wie die Männer. Es ging der heute 23-Jährigen nicht nur um Geld, sondern auch um Planung, Infrastruktur und Wertschätzung. (…)

 

Hauptbild: Aus Solidarität mit den Minderheiten in den USA: Megan Rapinoe während der Nationalhymne vor dem Länderspiel USA-Niederlande im September 2016, Atlanta, Georgia (AP Photo/John Bazemore).